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Laudatio auf die Würzburger Woche gegen Rassismus

Zehranur Manzak, Pädagogische Leitung Jugendbildungsstätte Unterfranken, am 21.07.2024 bei ihrer Laudatio auf die Würzburger Woche gegen Rassismus. Foto: Thomas Rohloff<br>

Zehranur Manzak, Pädagogische Leitung Jugendbildungsstätte Unterfranken, am 21.07.2024 bei ihrer Laudatio auf die Würzburger Woche gegen Rassismus. Foto: Thomas Rohloff

 

Liebe Freundinnen und Freunde des Friedens,

stellen Sie sich einen Ort vor, einen Ort, der Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammengebracht hat. Einen Ort, an dem Hautfarbe, Herkunft und Glaube eine Rolle bzw. keine Rolle spielten. Wo jede Stimme gehört, und jeder Mensch respektiert wurde. An diesem Ort fühlten sich alle angesprochen und repräsentiert. Ein Ort der eingeladen hat zum Weinen, zum Lachen zum Träumen und Trauern und zum Heilen.

Dieser Ort war die Würzburger Woche gegen Rassismus. Ein strahlender Leuchtturm des Friedens und der Solidarität in einer Welt, in der oft Menschen dieses gute Miteinander als Bedrohung verstehen.

Heute ist ein besonderer Tag. Wir sind hier versammelt, um diese herausragende Initiative zu ehren, die sich unermüdlich und mit großem Engagement für eine gerechtere und friedlichere Gesellschaft, vor allem hier in Würzburg eingesetzt hat. Es ist mir eine große Ehre, die Laudatio zur Verleihung des Würzburger Friedenspreises an die Würzburger Woche gegen Rassismus zu halten.

Ich gehe davon aus, dass ich den hier anwesenden Personen im Saal nicht erzählen muss in welchen Zeiten wir leben. Die Stimmen des Hasses und derer die Spalten, statt verbinden wollen, ist aktuell lauter denn je. Nicht dass diese Stimmen jedoch neu sind. Es gab sie schon immer. Viele von uns haben sie gehört und sind mit ihnen aufgewachsen, wo diese Stimmen für andere noch sehr leise bis kaum hörbar waren.

Und gerade heute bedarf es mutiger und entschlossener Stimmen, die dem Entgegenwirken. Die klar und deutlich sagen „wir sind hier und wir wollen Frieden und in Frieden miteinander leben“. Die Würzburger Woche gegen Rassismus ist genau eine solche Stimme. Seit ihrer Gründung hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, durch Veranstaltungen, Diskussionen und Aktionen das Bewusstsein für Rassismus und Diskriminierung zu schärfen und aktiv gegen diese Missstände anzukämpfen.

Heute möchten wir besonders die unermüdliche Arbeit und das außergewöhnliche Engagement der Initiator:innen dieser Woche würdigen.

Es sind Menschen, die trotz ihrer eigenen Verpflichtungen und Herausforderungen im Alltag viel Zeit und Energie in dieses Projekt investieren. Ihre ehrenamtliche Arbeit ist ein wunderbares Beispiel für das, was aus Gemeinschaft und Solidarität erwachsen kann.

Die Initiator:innen der Würzburger Woche gegen Rassismus, allen voran Barış, haben weit mehr getan, als nur eine Veranstaltungsreihe zu organisieren. Für sie ist diese Woche eine Herzensangelegenheit, ein Ausdruck ihres tiefen Wunsches nach einer gerechteren Welt, gelebte radikale Vielfalt, eine authentische Perspektive einer migrantischen Selbstorganisation und ein Paradebeispiel dafür, dass selbst in Bayern nichts unmöglich ist.

Mit großem persönlichem Einsatz haben sie zahlreiche Veranstaltungen ins Leben gerufen, Diskussionen angestoßen und Menschen unterschiedlichster Hintergründe zusammengebracht. Sie haben Brücken gebaut, wo es zuvor Mauern gab, und haben gezeigt, dass jeder Einzelne einen Beitrag zum Frieden leisten kann.

Ein zentraler Bestandteil der Würzburger Woche gegen Rassismus sind die vielfältigen Veranstaltungen, die Menschen aufklären, sensibilisieren und zum Handeln motivieren. Von Workshops und Vorträgen bis hin zu kulturellen Events und gemütlichem Beisammensein – die Initiative bietet ein breites Spektrum an Möglichkeiten, sich zu informieren und zu engagieren. Besonders beeindruckend ist die Art und Weise, wie es der Würzburger Woche gelingt, Menschen jeden Alters und jeder Herkunft einzubinden und gemeinsam für eine bessere Zukunft zu kämpfen.

Als ich persönlich das erste Mal von Barış erfuhr, was er vor hat dachte ich „wow – coole Sache, aber schauen wir mal was dabei rum kommt“ – naja das Ergebnis sehen wir heute. Warum ich anfänglich etwas verblüfft war, hat was mit der Zeit zu tun, in der die Woche entstanden ist.

Wir waren quasi noch mitten in einer Pandemie. Es herrschte eine Art lethargische Atmosphäre in der Bildungslandschaft, alle waren online unterwegs und zu der Zeit war kaum bis gar nichts in Präsenz möglich. Gerade in dieser Zeit, diese also die erste Würzburger Woche gegen Rassismus zu organisieren ist heute aus der Retrospektive das Sinnbild, für das, für was die WWgR im Endeffekt steht: Stärke, Mut und Resilienz.

Denn stellen Sie sich das doch einmal vor: Strenge Auflagen, keine Vergleichswerte und keine finanziellen Ressourcen. Und trotzdem der Wille und die Vision, Barış die du hattest, einen Ort zu schaffen, an dem alle gemeinsam weniger alleine sind. In Kontakt zu treten und einen Ort zu schaffen, der Dinge sichtbar und hörbar macht, für alle die sich genau nach so einem Ort gesehnt haben. Da hatte ich mit meinem „wow“ gar nicht mal so verkehrt gelegen, denn was kann ich dazu anderes sagen außer „wow!“

Doch wie selbstverständlich ist das? Heute möchte ich auch an uns alle appellieren, insbesondere an die Stadt Würzburg und ihre Bürgerinnen und Bürger. Diese Woche gegen Rassismus ist mehr als nur eine Veranstaltungsreihe. Sie ist ein Geschenk für unsere Zivilgesellschaft. Sie stärkt und schützt unsere Demokratie, indem sie die Werte von Gleichheit, Gerechtigkeit und Respekt in den Mittelpunkt stellt. Es ist an der Zeit, dass wir diese Initiative nicht nur anerkennen, sondern auch nachhaltig unterstützen.

Wir müssen verstehen, dass die Würzburger Woche gegen Rassismus eine unbezahlbare Bereicherung für unsere Stadt ist. Sie schafft Räume des Dialogs und der Verständigung, die in einer zunehmend polarisierten Welt von unschätzbarem Wert sind. Indem wir diese Woche unterstützen, investieren wir in die Zukunft unserer Gesellschaft, in die Zukunft kommender Generationen und in die Zukunft unserer Demokratie. Gerade heute ein gutes Investment.

Wir feiern heute die Würzburger Woche gegen Rassismus, Barış dich als den Gründer dieser Woche, Angela, die dieses Jahr als Co-Leitung eingestiegen ist und das gesamte 30-köpfige Team, die gemeinsam in ihrer Freizeit, neben Beruf, Studium Familie und anderen Verpflichtungen ihre gesamte Energie und Kompetenz in die Planung, Organisation und Durchführung gesteckt haben und dafür nicht einmal ein Honorar bekommen haben.

Vielen Dank – das war alles andere als selbstverständlich. Der Würzburger Friedenspreis ist das mindeste, was ihr verdient habt. Heute werdet ihr zu Recht gefeiert. Euer unermüdlicher Einsatz und euer unerschütterlicher Glaube an eine bessere Welt sind bewundernswert. Ihr seid ein faszinierendes Beispiel für uns alle und eine Inspiration, niemals aufzugeben in der Arbeit gegen Diskriminierung. Euer Engagement zeigt uns, dass wir durch Zusammenhalt und Entschlossenheit große Veränderungen tatsächlich bewirken können.

Wenn ich an euch denke, denke ich an ein Zitat von Nelson Mandela, der sagte:

„Mögen deine Entscheidungen deine Hoffnungen widerspiegeln, nicht deine Ängste“.

Für mich habt ihr diesem Zitat Leben eingehaucht und mir und vielen anderen Hoffnung gegeben. Denn auch ich will aus Hoffnung und nicht aus Angst entscheiden und handeln.

Im Namen aller hier Anwesenden und mit großem Respekt und Dankbarkeit bekommt ihr heute den Würzburger Friedenspreis verliehen. Möge dieser Preis ein Zeichen von Anerkennung und Unterstützung sein und euch ermutigen, euren wichtigen Weg weiterzugehen.

Liebe Bürgerinnen und Bürger von Würzburg, lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass diese wertvolle Arbeit weitergeführt und gestärkt wird. Lasst uns dieses Geschenk annehmen und die Würzburger Woche gegen Rassismus mit allen Mitteln unterstützen, die uns zur Verfügung stehen.

Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank für eure außergewöhnliche Arbeit!

 

Zehranur Manzak, Pädagogische Leitung Jugendbildungsstätte

Laudatio anlässlich der Verleihung des Würzburger Friedenspreises 2024 an Barış Yüksel und das Team der Würzburger Woche gegen Rassismus

Mainfrankentheater Würzburg, Kleines Haus, 21.7.24

 

 

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