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Ofarin - Bericht vom 27.3.2008

Peter Schwittek beim Schulunterricht in Afghanistan<br>

Peter Schwittek beim Schulunterricht in Afghanistan

Bericht von Ofarin - Stand 27.3.2008

 

Die Organisation OFARIN, Träger des Würzburger Friedenspreises 2006, setzt ihr Engagement in Afghanistan fort. Dabei geht es vor allem um ein Alphabetisierungsprogramm, das sich an etwa 4000 Kinder im Grundschulalter und etwa 500 Frauen und junge Mädchen wendet, die nicht in eine staatliche Schule gehen konnten. Die Häfte der Klassen arbeitet in Kabul, die andere in den Provinzen Logar, Wardak und Pandschir. Dieses Programm wird vom Bischöflichen Hilfswerk Misereor unterstützt. Der Unterricht findet in Privatwohnungen und in Moscheen statt. An sechs Arbeitstagen in der Woche wird je eine halbe Stunde Muttersprache (Dari oder Paschtu), Mathematik und islamische Religion gelehrt.

 

Auf den staatlichen afghanischen Schulen wird fast nichts gelernt. Die Schüler werden zu Passivität und Unselbständigkeit erzogen. OFARIN will seine Schüler zu eigenständigem Denken führen und betont den Zusammenhang zwischen dem Gelernten und dem täglichen Leben. OFARINs Unterrichtserfolge, insbesondere im Muttersprachenunterricht, können sich sehen lassen. Aber namentlich der Mathematikunterricht lässt noch zu wünschen übrig. In diesem Fach ist das Können der verfügbaren Lehrkräfte - sowohl in didaktischer als auch in fachlicher Hinsicht - bescheiden. OFARIN hat viel versucht, die Unterrichtsqualität zu verbessern. Oft stellten sich nicht die erwünschten Erfolge ein. OFARIN war hinterher aber stets schlauer als vorher und hat die neuen Erkenntnisse in neuen Konzepten berücksichtigt. So geht es langsam vorwärts.

 

Für OFARIN ist der Einsatz für Schulen auf dem Land sehr wichtig. Dort siedeln sich kaum Unternehmer, Ärzte oder Ingenieure an, weil sie ihre Kinder, zumal die Mädchen, nicht in die Schule schicken können. Auf dem Land haben daher neue Ideen und wirtschaftliche Initiativen kaum eine Chance. Afghanistan leidet seit hundert Jahren an dieser Auseinanderentwicklung von Städten, die sich gewissen Neuerungen öffnen möchten, und dem stockkonservativem Land. Viele der blutigen Auseinandersetzungen der letzten Jahrzehnte haben ihren Grund in dieser Spaltung der Gesellschaft. OFARIN will durch Unterstützung von ländlichen Mädchenschulen helfen, diesen Konflikt abzubauen. Diesen Ansatz hat OFARIN immer als praktische Friedensarbeit verstanden. Jetzt hat der Talibanaufstand die Provinzen Wardak und Logar erfasst, in denen OFARIN aktiv ist. Die Arbeit wird fortgesetzt, leidet aber etwas unter den Umständen.

 

Schließlich bemüht sich OFARIN darum, in Deutschland über die Lage in Afghanistan zu informieren. Vor allem die brutale und unangemessene Art der Kriegführung der USA wurde oft kritisiert. Es wurde dafür geworben, die Bundeswehr aus dieser Art der Kriegführung herauszuhalten. Dabei wird der Bundeswehreinsatz in Afghanistan nicht grundsätzlich abgelehnt. Vielmehr hat die Bundeswehr im Rahmen der ISAF bisher erfolgreich dazu beigetragen, einen staatlichen Aufbau Afghanistans zu ermöglichen. Leider sind die Möglichkeiten des zivilen Wiederaufbaus bisher von der internationalen Gemeinschaft weitgehend vertan worden.

Kabul, März 2008 Peter Schwittek

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